Wir machen mehr als nur Gemüseanbau!

Gemüseanbau ist bei uns nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein Teil in unserem Gesamtkonzept, das zum Ziel hat, Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Daher kommt bei uns nur biologisch angebautes Gemüse in die Kiste, egal welche Form es hat :-).

Lebensmittel stellen wir nachhaltig, lokal, biologisch, solidarisch und in Gemeinschaft her und verfolgen dabei gerade drei Wege:

  • Mit unserem Gemüseabo arbeiten wir mit der Dorfgemeinschaft Tennental zusammen. Dies ist besonders eine Option für Menschen, die nicht so viel Zeit mitbringen. Mehr Infos dazu gibt es hier.
  • Mit unserem Kleingarten-Projekt haben wir einen kleinen eigenen Acker in Entringen in Parzellen (ca. 5x20m) aufgeteilt und dort bauen wir gemeinsam Gemüse an. Wer gerne selbst auf dem Acker steht und gemeinsam mit anderen das angebaute Gemüse hegt und pflegt, für den ist diese Option ideal. Mehr Infos gibt es hier.
  • Mit unserer Obstsolawi bewirtschaften wir eine Streuobstwiese, beschneiden die Bäume, mähen und ernten die Früchte im Herbst.

Solawi ist dabei immer auch Gemeinschaft – viele kleinere Veranstaltungen und Treffen finden statt um Wissen zu vermitteln. Zum Beispiel ein Sauerkrautworkshop, eine Führung zu essbaren Wildkräutern und -früchten. und vieles mehr.

Solidarische Landwirtschaft heißt dabei, dass wir nicht nur biologisch, nachhaltig und mit dem Arten und Böden gut umgehen. Auch untereinander sind wir solidarisch, das heißt zum Beispiel das Teilhabe nicht am Geldbeutel scheitern darf. Dies verwirklichen wir insbesondere über die Bieterrunde, durch die das Gemüseabo solidarisch finanziert wird.

Was ist Solawi? Was bedeutet solidarisch?

Solawi steht für Solidarische Landwirtschaft. Die Gemüsebezieher finanzieren nicht nur die Gemüsekiste, sondern die Landwirtschaft, die diese produziert.

In klassischen Solawis bedeutet das, dass es eine Vollkostenkalkulation gibt, in der alle Kosten für den eigenen Anbau des Gemüses (Saatgut, Maschinen, Felder, Gärtner*innen,…) aufgestellt werden und dieser Betrag von allen Gemüsebeziehern (= Anteilsnehmern) gemeinsam getragen werden. Inzwischen haben wir festgestellt, dass der hohe Aufwand, den Acker selbst zu bewirtschaften für uns nicht mehr machbar war.

Daher gibt es bei uns nun einerseits ein Kleingartenprojekt, bei dem Menschen mit mehr Zeit ihr eigenes Stückchen Acker gemeinsam bewirtschaften (Mehr Infos hier). Zugleich gibt es aber in Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft Tennental ein Gemüseabo, dass wir solidarisch finanzieren. Solidarisch bedeutet dabei, dass nicht alle Gemüsebezieher das gleiche bezahlen, sondern dass jede/r bezahlt, wie viel er/sie sich leisten kann – wie dieses Prinzip beim Gemüseabo in der Praxis genau funktioniert, ist hier beschrieben.

Solidarisch bedeutet aber auch, gemeinsam die Verantwortung und das Risiko zu tragen. Da die landwirtschaftlichen Erträge von vielen Faktoren abhängen und damit schwanken können, wird auch der Anteil für die einzelnen Haushalte immer wieder schwanken können. Mal gibt es mehr, mal weniger, das Risiko tragen wir dabei selbst.

Durch diese Art der Landwirtschaft wird eine unglaublich nachhaltige, nicht-industrielle und marktunabhängige Produktion gewährleistet.

Wie alles begann…

Der zündende Funke, der das Feuer der Solawi Ammerbuch entfachte, war die Vorführung des Films „Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen“ im Juni 2018 in der Zehntscheuer in Entringen. Es kamen viele Interessierte zur angebotenen Gesprächsrunde. In dieser kam unter anderem, auch der Gedanke auf, eine gemeinschaftliche, marktunabhängige Landwirtschaft aufzubauen. Es folgten viele weitere Treffen in denen sich die genaue Form dieser Gemeinschaft herauskristallisierte. Am 10. Januar 2019 erfolgte schließlich die Vereinsgründung der Solawi Ammerbuch mit Unterstützung von 38 Gründungsmitglieder. Die erste Bieterrunde im April sorgte nun für die finanzielle Grundlage und versorgt ab Mitte/Ende Mai circa 40 Haushalte mit einer wöchentlichen Gemüsekiste!

Gemüseabo und Bieterrunde

In den ersten Jahren haben wir unser Gemüse noch gemeinsam auf unserem Acker angebaut. Dieser hohe Arbeitsaufwand war irgendwann nicht mehr leistbar. Nun setzen wir das Gemüseabo durch eine Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft Tennental, einem sozialen Projekt, bei dem es um die Teilhabe von Menschen mit Assistenzbedarf geht.

Für diejenigen, die gerne weiter gemeinsam auf dem Acker schaffen, gibt es auch die Möglichkeit, Gemüse in Kleinparzellen auf unserem Acker anzubauen.

Wer frisches Gemüse vom Tennental beziehen möchte, muss zum einen Vereinsmitglied sein (wie-werde-ich-mitglied?), und zum anderen an der Bieterrunde teilnehmen.

Da wir uns solidarisch untereinander verhalten wollen, gibt es keinen festen Preis für einen Gemüseanteil. Basierend auf den Gesamtkosten aller Abos und der Anzahl der Abos wird ein Richtwert, wie viel ein Anteil pro Monat kosten wird festgelegt. Anschließend gibt jedes Gemüsemitglied anonymisiert an, wie viel es für die Gemüsemitgliedschaft tatsächlich zahlen möchte. Es wird lediglich durch den Vorstand, den/die Kassenwart/wärtin und bei Bedarf gewählte Vertreter/innen ersichtlich sein, wer wie viel bezahlt. Dies wird so lange wiederholt, bis eine Kostendeckung erreicht wird.

Dadurch ist gewährleistet, dass der Zugang zu frischem und regionalem Gemüse durch die Solidarität der Gemeinschaft allen zugänglich wird.

Gemüsemitglieder, welche nicht zur Bieterrunde kommen können, können

  • eine/n bevollmächtigten Vertreter/in schicken oder sollte dies nicht möglich sein,
  • sich rechtzeitig im Voraus an info@solawi-ammerbuch.de wenden.

Obst-Solawi

Entlang der Kreisstraße zwischen Reusten und dem Hartwald stehen Obstbäume, die der Gemeinde gehören. Hauptsächlich Äpfel und Birnen, aber auch Sauerkirschen. Diese Bäume pflegen und nutzen wir gemeinsam als Obst-Solawi.

Wichtige Aufgaben, neben der Ernte im Herbst sind dabei der Obstbaumschnitt und zum Teil das Mähen. Bei der Ernte haben wir dann zum Teil Tafelobst, aber auch Fallobst, dass wir per Bag-in-Box-Verfahren zu Saft verarbeiten. Teils machen wir auch Most oder Schnaps daraus.

Dabei kommt einiges zusammen – in den letzten Jahren haben wir zwiscchen 1200l und 1900l zum Selbstkostenpreis an die Mitglieder verteilt.

Um mitzumachen, muss man zunächst Vereinsmitglied werden (wie-werde-ich-mitglied?). Jedes Mal, wenn Arbeit ansteht, besonders natürlich im Herbst bei der Ernte wirst du dann informiert und dabei bekommst du auch mit, wie du dann an den Saft kommst.

Kleingärtnern

Wer gerne selbst in Gemeinschaft auf dem Acker steht und Gemüse anbaut, für den ist unser Kleingartenprojekt ideal.

Dazu haben wir einen kleinen Acker in Entringen, den wir auf Parzellen (ca. 5x20m) aufgeteilt haben. Jede/r bestimmt dabei selbst was er/sie dort anbaut. Nur biologisch muss es sein. Man muss auch nicht alles mit Gemüse vollsetzen, die Bienen und anderen Insekten und nicht zuletzt auch die Menschen freuen sich, wenn hier und da auch Blumen stehen.

Man kann je nach Vorliebe auch gerne für sich auf dem eigenen Stückle schaffen. Aber auch die Gemeinschaft kommt nicht zu kurz. Setzlinge werden oft gemeinsam beschafft, bei Bedarf organisieren Menschen untereinander einen Gießdienst und freitagnachmittags ab 16 Uhr trifft man eigentlich immer jemand auf dem Acker, so dass man gemeinsam schaffen und abends noch gemeinsam ein kaltes Getränk trinken kann. Und Überschüsse bei der Ernte werden meist gerne geteilt oder in die Geschenkekiste gelegt.

Wer sich für das Kleingärtnern interessiert sollte damit planen ca. einmal die Woche auf dem Acker stehen zu können – nicht zuletzt um die Beikräuter im Zaum zu halten. Die Urlaubszeit ist dabei meist gut überbrückbar, man schafft ja gemeinsam und unterstützt sich dann auch gegenseitig. Wer aber im Alltag diese Zeit eher nicht aufbringen kann, für den/die ist vielleicht unser Gemüseabo eher was.

Die Gelegenheit zum Neueinstieg ist meist Anfang des Winters ideal – dann klärt sich, wer aus dem letzten Jahr weitermacht und wie viele Parzellen frei werden.

Kosten fürs Mitmachen gibt es auch, für die Pacht des Ackers und die Mitbenutzung der Räume des Hofes. Zuletzt waren das 80€ pro Parzelle und Saison, allerdings kann sich das ändern, insofern ist dies erstmal nur ein Wert der zur Abschätzung der Größenordnung hilft.

Bei Interesse meldet euch gerne bei info@solawi-ammerbuch.de



Wie werde ich Mitglied?

Wenn du unsere Ziele unterstützen möchtest, oder ab der nächsten Saison auch in den Genuss von frischem, gesundem und lokalem Gemüse kommen möchtest, dann werde Mitglied bei uns – ganz einfach 🙂

Hier findest du unseren Mitgliedsantrag, diesen füllst du aus und schickst ihn an unsere Postadresse oder gescannt an ak-verwaltung@solawi-ammerbuch.de.

Alle Gemüseabonnenten finden die Gemüsevereinbarung auch hier.

Wir freuen uns auf dich!

Wie wir uns organisieren

In der Solawi Ammerbuch setzen wir die soziokratische Kreismethode durch aktuell drei Arbeitskreise und den Kernkreis um. An den Treffen der Arbeitskreise kann jedes Mitglied, auch spontan, teilnehmen. Während sich der Arbeitskreis Landwirtschaft um alle Angelegenheit, die direkt mit dem Gemüseanbau zu tun haben, kümmert, geht es im Arbeitskreis Hofleben um die Organisation von Veranstaltungen, Festen, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Der Arbeitskreis Verwaltung kümmert sich um die administrativen Aufgaben des Vereins, wie Finanzen, Mitglieder- und Personalverwaltung. Dazu gehört auch die Akquise von finanzieller Unterstützung durch Förderprogramme und die Vernetzung mit anderen Solawis.

Während die drei Vorstände durch die Mitgliederversammlung des Vereins für 2 Jahre gewählt werden, werden die Delegierten für 1 Jahr vom jeweiligen Arbeitskreis gewählt. Durch diese doppelte Kopplung wird verhindert, dass die Arbeitskreise aneinander vorbei arbeiten und durch das Tandem Vorstand/DelegierteR auch funktionierende Abläufe während Krankheits-/Urlaubszeiten garantiert.

Soziokratisches Kreismodell

Ziel des soziokratischen Kreismodells ist es eine Organisationsstruktur zu schaffen, die es ermöglicht möglichst viele an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen und so effiziente Entscheidungsstrukturen zu erschaffen, die die gesamte Gruppe einbeziehen. Dabei gelten vier Grundprinzipien:

  1. Konsentprinzip: Eine Entscheidung kann nur getroffen werden, wenn es keine begründeten, schwerwiegenden Einwände im Sinne der Ziele des Vereins dagegen gibt. Die Frage lautet daher: Gibt es jemanden, der einen schwerwiegenden Einwand hat? Im Gegensatz zum Konsensprinzip: „Sind alle dafür?“
  2. Kreisprinzip: Jeder Kreis trifft innerhalb seiner Grenzen Grundsatzentscheidungen autonom. Kann ein Kreis keine Konsententscheidung treffen, kann die Frage an den „Kernkreis“ weitergegeben werden.
  3. Prinzip der doppelten Kopplung: Zwischen den Kreisen gibt es eine doppelte Verknüpfung, indem zwei Personen der Arbeitskreise an den Kernkreis-Treffen teilnehmen: ein durch die Mitgliederversammlung gewählter Vorstand und ein durch den Arbeitskreis entsandter Delegierter.
  4. Soziokratische Wahl: die Kreisteilnehmenden wählen Personen für Funktionen und Aufgaben im offenen Konsent aus.

Zudem ist Transparenz der Entscheidungsfindung ein zentraler Aspekt soziokratischer Organisationsformen. Daher sind stets Protokolle von Sitzungen anzufertigen und dem Verein zugänglich zu machen, sofern es keine Vertraulichkeitsaspekte zu berücksichtigen gilt.
Da diese Organisationsstruktur geübt werden will, ist eine regelmäßige Evaluation und Reflektion insbesondere zu Beginn anzustreben, um dynamisch die Struktur weiter zu verbessern.

Weitere Informationen zum Soziokratischen Kreismodell findet ihr auf https://soziokratiezentrum.org.

Vereinsziele, Satzung und SVO

Uns alle eint die Erkenntnis, dass das bisherige Konsumverhalten und wirtschaftliche Agieren die Ressourcen unserer Erde erschöpft und unsere Zukunft dadurch gefährdet wird. Deshalb wollen wir nachhaltige, ressourcen- und umweltschonende Produktionsmethoden entwickeln und ausprobieren, sowie versuchen uns von der marktwirtschaftlichen Logik zu lösen, indem wir die Verantwortung für den Produktionsprozess gemeinsam und solidarisch übernehmen. Um diese Ziele zu erreichen, pachtet oder kauft der Verein Land und Betriebsgebäude, stellt Fachpersonal ein, welches die Mitglieder berät und unterstützt, und stellt die notwendigen Betriebsmittel zur Verfügung, um Gemüse und (eventuell) weitere landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen. Die Erzeugnisse werden zu gleichen Anteilen an alle die Produktion mitfinanzierende Mitglieder verteilt.

Ziel der Produktion ist nicht eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sondern durch den Anbau saisonale, frische, gesunde und regionale Produkte herzustellen und unser Umfeld dafür zu sensibilisieren. Zudem wollen wir samenfeste und alte Kultursorten erhalten, die Bodenfruchtbarkeit erhöhen und die Humusschicht vergrößern sowie Bodenerosion minimieren, Synergien zwischen verschiedenen Kulturen durch Mischkulturen ermöglichen, Insektenvielfalt durch spezielle Kulturen und Schaffung von Lebensräumen fördern und im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft auf synthetische Spritz- und Düngemittel verzichten und Alternativen finden.

Diese Erfahrungen und Erkenntnisse wollen wir mit anderen Menschen teilen.

Präambel unserer Satzung

Um unsere Ziele zu erreichen, haben wir am 10. Januar 2019 einen eingetragenen Verein ohne Gemeinnützigkeit, die Solawi Ammerbuch e.V., gegründet. Hier findet ihr unsere Satzung: Satzung v1.2

Als Verein leben wir vom Engagement unserer Mitglieder. Um dabei zum einen Offenheit für neue Mitglieder und zum anderen verlässliche Organisations- und Kommunikationsstrukturen zu garantieren, haben wir uns an dem soziokratischen Kreismodell orientiert und unsere Organisationsstruktur in der Selbstverwaltungsordnung (SVO) festgehalten: Selbstverwaltungsordnung v1.5